Was sind Derivate? – Einführung und Überblick

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Was sind Derivate? – Einführung und Überblick

Derivate sind Finanzprodukte, die den Preis eines Basiswerts abbilden. Sie zählen zu einer weitreichenden und komplexen Gruppe von Finanzinstrumenten, die ihren Ursprung im Preis von Aktien, Indizes, Rohstoffen oder Anleihen haben. Die Geschichte des Handels mit Derivaten reicht mehrere Tausend Jahre zurück, wobei sie ursprünglich zur Absicherung von Handelsaktivitäten genutzt wurden.

Heute umfassen Derivate verschiedene Produkte wie Optionen, Futures, Swaps, Zertifikate und Differenzkontrakte (CFDs). Diese Finanzinstrumente bieten Anlegern vielfältige Möglichkeiten zur Spekulation und zum Risikomanagement. Durch den Einsatz von Derivaten können Investoren sowohl von steigenden als auch von fallenden Kursen profitieren und ihre Portfolios gegen Wertverluste absichern.

Im folgenden Artikel bieten wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Arten von Derivaten, ihre Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten. Zudem werden die Risiken und regulatorischen Rahmenbedingungen beleuchtet, die mit dem Handel von Derivaten einhergehen.

1. Definition von Derivaten

Derivate sind Finanzinstrumente, deren Preis von anderen Vermögenswerten abgeleitet ist. Sie sind Verträge, die von zugrundeliegenden Basiswerten wie Rohstoffen, Währungen, Wertpapieren oder sogar synthetischen Vermögenswerten wie Aktienindizes abhängen. Diese Instrumente spielen eine zentrale Rolle in der Finanzwirtschaft und bieten zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten.

Was sind Derivate genau?

Derivate umfassen eine Vielzahl von Finanzkontrakten, die sich aus Kassageschäften ableiten. Diese Geschäfte haben eine Laufzeit von mehr als zwei Bankarbeitstagen. Zu den häufigen Basiswerten gehören Rohstoffe, Währungen, Wertpapiere und diverse andere Anlagen. Sie erlauben es Anlegern, sowohl auf steigende als auch auf fallende Märkte zu setzen, wodurch sie ein flexibles Risikomanagement ermöglichen. Diese Charakteristika machen sie besonders nützlich für Hedging, Spekulation und das aktive Management von Bilanzen.

Abgrenzung zu anderen Finanzinstrumenten

Im Gegensatz zu direkten Investitionen repräsentieren Derivate nicht den zugrunde liegenden Wert selbst, sondern lediglich eine Wette auf dessen Preisbewegung. Während traditionelle Finanzprodukte wie Aktien und Anleihen direkten Zugang zum Wert des zugrundeliegenden Vermögenswertes bieten, erlauben Derivate durch ihre Struktur sowohl auf positive als auch auf negative Marktentwicklungen zu reagieren. Diese Fähigkeit zur Preisgestaltung und das eingebaute Hebelwirkungspotenzial machen sie einzigartig und unverwechselbar gegenüber anderen Finanzinstrumenten.

2. Arten von Derivaten

Derivate sind vielseitige Finanzinstrumente, die in verschiedenen Formen vorkommen. Zu den drei gängigsten Arten gehören Optionen, Futures und Swaps. Jede dieser Kategorien hat ihre eigenen Merkmale und Einsatzmöglichkeiten, die wir im Folgenden näher beleuchten.

Optionen

Optionen bieten die Möglichkeit, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen, jedoch ohne Verpflichtung. Sie werden oft verwendet, um das Risiko zu steuern oder um von erwarteten Preisbewegungen zu profitieren. Die Spekulation mit Optionen kann hohe Gewinne bringen, ist jedoch aufgrund der Hebelwirkung auch mit erheblichen Risiken verbunden.

Futures

Futures sind verbindliche Verträge, die den Kauf oder Verkauf eines Basiswertes zu einem festgelegten Preis und Datum in der Zukunft regeln. Im Gegensatz zu Optionen bestehen hier jedoch sowohl für den Käufer als auch für den Verkäufer Erfüllungspflichten. Futures werden oft von Unternehmen genutzt, um Preise abzusichern und das Risiko von Preisänderungen zu minimieren. Sie gehören zu den spekulativen Anlagekategorien der Risikoklassen 6 und 7, was ein hohes Gesamtrisiko bedeutet.

Swaps

Swaps sind Vereinbarungen zwischen zwei Parteien, um Zahlungsströme, wie zum Beispiel Zinszahlungen, zu tauschen. Zins-Swaps sind besonders verbreitet und werden häufig zur Zinsoptimierung und Risikominimierung eingesetzt. Allerdings tragen auch Swaps erhebliche Risiken, einschließlich Kreditrisiko und Liquiditätsrisiko, vor allem in schwankenden Marktumfeldern.

3. Funktionsweise von Derivaten

Die Funktionsweise von Derivaten basiert auf vertraglichen Vereinbarungen, die die Bedingungen wie Laufzeit und Preis festlegen. Diese Verträge sind wesentliche Elemente des Finanzmarktes und bieten verschiedene Anwendungsmöglichkeiten, von der Absicherung bis zur Spekulation.

Vertragliche Grundlagen

Derivate sind rechtliche Verträge, die den Kauf oder Verkauf eines bestimmten Gutes oder Vermögenswertes zu einem festgelegten Preis an einem zukünftigen Datum beinhalten. Solche Vereinbarungen finden oft an großen Terminbörsen wie der Chicago Mercantile Exchange (CME), der Intercontinental Exchange (ICE) und der EUREX statt. Diese Börsen stellen sicher, dass die Verträge standardisiert und durchsetzbar sind, was den Handel vereinfacht und das Risiko mindert.

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Preisbildung und Hedging

Der Preis eines Derivats leitet sich vom Basiswert ab. Beispielsweise ermöglichen Hebelzertifikate einen Hebel, bei dem der Kurs des Zertifikats um ein Vielfaches der Preisbewegung des zugrunde liegenden Wertes steigt oder fällt. Bei CFDs (Contracts for Difference) beträgt der Hebel beispielsweise 20, wenn für 1 DE40-CFD 900 Euro als Sicherheit hinterlegt werden müssen. Solche Instrumente ermöglichen es den Investoren, von steigenden (Long) und fallenden (Short) Kursen zu profitieren.

Durch Hedging können Unternehmen und Investoren die gewünschten Absicherungen vor Wertschwankungen realisieren. Illiquidität ist ein großes Problem des Anlagerisikos, das durch Derivate gelöst werden kann. Der Hebeleffekt bei Derivaten kann sowohl Gewinne maximieren als auch das Verlustrisiko erheblich erhöhen, sodass eine sorgfältige Verwaltung und Überwachung erforderlich ist.

4. Einsatzmöglichkeiten von Derivaten

Derivate sind vielseitige Finanzinstrumente, die sowohl zur Risikominderung als auch zur Gewinnmaximierung eingesetzt werden können. Ihre Nutzung erfordert jedoch ein tiefes Verständnis der verschiedenen Anwendungsbereiche und der damit verbundenen Risiken.

Risikomanagement

Im Risikomanagement spielen Derivate eine entscheidende Rolle. Investoren nutzen sie, um sich gegen Preisänderungen abzusichern, was als Hedging bekannt ist. Beispielsweise können Unternehmen, die auf internationale Rohstofflieferungen angewiesen sind, durch den Abschluss von Termingeschäften Preisschwankungen ausgleichen und so eine stabile Kostenplanung sicherstellen. Zudem sind Emissionszertifikate, wie sie in § 1 Abs. 11 Satz 6 KWG genannt werden, ein weiteres Beispiel, wie Derivate verwendet werden können, um Umweltrisiken zu managen.

Spekulation

Neben dem Risikomanagement werden Derivate auch zur Spekulation genutzt. Dabei zielen Anleger darauf ab, von Preisänderungen zu profitieren. Hierbei handelt es sich um eine hochriskante Strategie, da der Einsatz von Hebelwirkung in Derivaten sowohl hohe Gewinne als auch erhebliche Verluste zur Folge haben kann. Der § 1 Abs. 11 Satz 6 KWG des Kreditwesengesetzes führt an, dass solche Geschäfte auf Basiswerten wie Wertpapieren, Devisen oder Zinssätzen basieren können. Ein Beispiel hierfür sind Call- und Put-Optionen, die den Anlegern ermöglichen, auf steigende oder fallende Kurse zu setzen.

5. Derivate am Aktienmarkt

Derivate spielen am Aktienmarkt eine zentrale Rolle, insbesondere durch ihre Fähigkeit, sowohl Chancen als auch Risiken strategisch zu managen. Die häufigsten Formen dieser Derivate sind Aktienoptionen sowie Call- und Put-Optionen, die es den Marktteilnehmern ermöglichen, gezielt auf Kursentwicklungen zu setzen oder sich gegen unerwartete Marktbewegungen abzusichern.

Aktienoptionen

Aktienoptionen sind Verträge, die dem Inhaber das Recht, aber nicht die Verpflichtung gewähren, eine bestimmte Anzahl an Aktien zu einem vordefinierten Preis innerhalb eines festgelegten Zeitraums zu kaufen oder zu verkaufen. Diese Instrumente sind besonders beliebt für Hedging-Strategien und spekulative Zwecke. Nach einer aktuellen Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV) prognostizieren 75% der Anbieter, dass Aktien im Jahr 2023 das führende Basiswertinstrument sein werden.

Derivate am Aktienmarkt

Ein wesentlicher Vorteil von Aktienoptionen liegt in ihrer Flexibilität und Hebelwirkung, die es den Händlern ermöglichen, Gewinne zu maximieren und Verlustrisiken zu minimieren.

Call- und Put-Optionen

Call-Optionen berechtigen den Inhaber, eine zugrunde liegende Aktie zu einem festgelegten Preis zu kaufen, während Put-Optionen das Recht gewähren, die Aktie zu verkaufen. Diese Optionen sind wesentliche Werkzeuge für Anleger, die auf zukünftige Preisbewegungen spekulieren oder sich gegen potenzielle Verluste absichern möchten.

Laut der DDV-Umfrage von 2023 prognostizieren 70% der Anbieter, dass Indizes das führende Basiswertinstrument sein werden. Diese hohe Bewertung unterstreicht die Bedeutung von Call- und Put-Optionen auf Indexbasis, die ebenfalls eine gängige Anwendung am Aktienmarkt darstellen.

Die Nutzung von Derivaten am Aktienmarkt erfordert ein fundiertes Verständnis der Marktmechanismen und der zugrunde liegenden Strategien, um erfolgreich zu sein und die bestehenden Risiken zu minimieren.

6. Derivate im Rohstoffhandel

Im Rohstoffhandel spielen Derivate eine wichtige Rolle, insbesondere Futures, die zur Preisabsicherung und Spekulation eingesetzt werden. Diese Instrumente ermöglichen es Nutzern, sich gegen Preisschwankungen abzusichern und ohne physischen Besitz in Rohstoffmärkte zu investieren.

Rohstoff-Futures

Rohstoff-Futures sind standardisierte Verträge, die den Kauf oder Verkauf eines bestimmten Rohstoffs zu einem festgelegten Preis und Datum in der Zukunft vorsehen. Diese Vereinbarungen helfen Unternehmen und Investoren, das Risiko von Preisschwankungen zu managen. Zu den populärsten Rohstoffen, die über Futures gehandelt werden, gehören Öl, Weizen und Gold.

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Der Handel mit Rohstoff-Futures erfordert ein tiefes Verständnis der jeweiligen Märkte sowie der Mechanismen, die diesen entsprechen. Der nicht physische Besitz erlaubt es den Händlern, flexibel auf Marktbewegungen zu reagieren.

Preisabsicherung

Die Preisabsicherung stellt eine der Hauptfunktionen von Rohstoffderivaten dar. Unternehmen, darunter viele Fluggesellschaften, nutzen diese Instrumente, um das Risiko von Preiserhöhungen, beispielsweise bei Kerosin, zu minimieren. Diese Praxis trägt zur Stabilität der Firmenfinanzen bei und schützt vor unvorhersehbaren Preisschwankungen.

Auch Privatanleger haben die Möglichkeit, ihre Portfolios durch den Einsatz von Schutzstrategien wie ‚Protective Puts‘ abzusichern. Durch den Kauf von Put-Optionen kann ein einzelner Anleger einzelne Positionen gegen Kursrückgänge schützen und so das Gesamtrisiko seines Investments mindern.

Der Markt für Derivate im Rohstoffhandel trägt wesentlich zur Preisbildung und Liquidität bei, was sowohl Unternehmen als auch Einzelanlegern zugutekommt. Der variable Hebel des Handels (2:1) bietet zusätzliche Flexibilität, eröffnet jedoch auch Risiken, die sorgfältig gemanagt werden müssen.

7. Risiken von Derivaten

Derivate können attraktive Anlageinstrumente sein, aber sie sind nicht ohne Risiken. Diese Risiken können erheblich sein und sich auf verschiedene Weisen manifestieren. Es ist wichtig, diese Risiken zu verstehen, bevor Sie mit dem Handel von Derivaten beginnen.

Marktrisiken

Marktrisiken entstehen durch die Volatilität der Marktpreise. Der Wert eines Derivats kann erheblich schwanken, was sowohl Gewinne als auch Verluste zur Folge haben kann. Bei rund 80 % der Kleinanleger führen diese Schwankungen regelmäßig zu Verlusten, insbesondere beim Handel mit Contracts for Difference (CFDs).

Die Wertentwicklung von Derivaten kann entweder den Basiswert eins zu eins widerspiegeln oder überproportional mit einem Hebel dargestellt werden. Dies bedeutet, dass selbst kleine Veränderungen im Basiswert erhebliche Auswirkungen auf den Wert des Derivats haben können.

Liquiditätsrisiken

Liquiditätsrisiken treten auf, wenn ein Markt nicht genügend Tiefe hat, um große Positionen ohne signifikante Preisänderungen zu handeln. Dies kann zu Schwierigkeiten beim Kauf oder Verkauf von Derivaten führen, insbesondere in stressigen Marktbedingungen. Die Eurex Exchange, eine der größten Derivatebörsen weltweit, hat rund 7.000 registrierte Händler, was die Liquidität am Markt fördert, jedoch lösen nicht alle Märkte dieses Problem so effektiv.

Kreditrisiken

Kreditrisiken beziehen sich auf das Risiko, dass die Gegenpartei eines Derivatvertrags ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Selbst bei soliden Vertragsstrukturen besteht immer die Möglichkeit, dass ein Finanzinstitut oder ein anderer Handelspartner zahlungsunfähig wird. Die Deutsche Börse Group, als wichtiger Finanzmarktinfrastruktur­anbieter, bietet transparente und sichere Märkte zum Handel von Derivaten, mindert diese Risiken jedoch nicht vollständig.

Insgesamt bietet der Handel mit Derivaten zahlreiche Möglichkeiten, aber auch erhebliche Risiken, einschließlich des Risikos von Verlusten bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs­aufsicht (BaFin) hat daher die Vermarktung und den Vertrieb von risikoreichen Derivaten wie CFDs an Kleinanleger in Deutschland stark eingeschränkt, um diese vor erheblichen Verlusten zu schützen.

8. Regulierungen von Derivaten

Die Regulierung von Derivaten ist wesentlich, um die Stabilität und Transparenz der Finanzmärkte zu sichern. In Deutschland und der EU gibt es umfassende gesetzliche Rahmenbedingungen, die den Handel mit Derivaten steuern. Hierbei spielt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine zentrale Rolle.

Gesetzliche Rahmenbedingungen in Deutschland

Die Verordnung (EU) Nr. 648/2012 über OTC-Derivate, zentrale Gegenparteien und Transaktionsregister, auch bekannt als EMIR, ist seit dem 16. August 2012 in Kraft. Diese Verordnung zielt darauf ab, Systemrisiken zu mindern und die Finanzstabilität zu erhöhen. EMIR verlangt, dass alle europäischen OTC-Derivatekontrakte an Transaktionsregister gemeldet werden. Zudem müssen standardisierte OTC-Derivatekontrakte über zentrale Gegenparteien (CCPs) abgewickelt werden, um das Gegenparteiausfallrisiko zu senken.

Finanzielle Gegenparteien wie zugelassene Wertpapierfirmen, Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen sowie bestimmte Nichtfinanzunternehmen unterliegen der Clearing- und Meldepflicht. Die EMIR-Verordnung legt fest, dass Unternehmen mit hohen Beteiligungen an OTC-Derivaten bestimmte Risikomanagementanforderungen erfüllen müssen. Altersversorgungssysteme sind vorübergehend von der Clearingpflicht befreit. Die ESMA entwickelt technische Regulierungsstandards zur Sicherstellung der Betriebsfähigkeit des Marktes.

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Einfluss der BaFin

In Deutschland überwacht die BaFin die Einhaltung der EMIR-Verordnung und anderer relevanter Bestimmungen. Sie stellt sicher, dass sowohl finanzielle als auch nichtfinanzielle Gegenparteien ihren Melde- und Clearingpflichten nachkommen. Darüber hinaus fördert die BaFin gemeinsam mit der ESMA eine erhöhte Transparenz und weniger Risiko im OTC-Derivatehandel. Die Implementierung der G20-Beschlüsse zur Regulierung des Derivatemarktes, die 2009 in Pittsburgh vereinbart wurden, ist ein weiteres zentrales Element der Bemühungen der BaFin.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und die Arbeit der BaFin sind entscheidend, um ein faires und stabiles Finanzumfeld zu gewährleisten. So tragen sie dazu bei, das Vertrauen in den Derivatemarkt zu stärken und systemische Risiken zu reduzieren.

9. Derivate und die Finanzkrise

Die Finanzkrise von 2007/2008 hat eindrucksvoll aufgezeigt, welche gravierenden Auswirkungen Derivate auf das globale Finanzsystem haben können. Ihre Rolle in der Krise war erheblich, und das weltweite Volumen der ausstehenden Derivate betrug laut Schätzungen der BIS-Experten im Jahr 2007 etwa 500 Billionen Dollar. Diese Zahl stieg nach der Krise auf erstaunliche 700 Billionen Dollar.

Lehren aus der Finanzkrise 2007/2008

Die Krise hat deutlich gemacht, dass Derivate zur Destabilisierung der Märkte beitragen können. Wichtige Lehren aus dieser Zeit umfassen die Notwendigkeit strengerer Kontrollen und Regulierungen. Banken wie JPMorgan Chase und Deutsche Bank hatten riesige Derivatebestände, die weit über ihren Assets lagen. Dies führte zu einer erhöhten Überwachung und neuen regulatorischen Maßnahmen wie dem Dodd-Frank Act in den USA und der EMIR-Verordnung in Europa.

Auswirkungen auf den Derivatemarkt

Die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Derivatemarkt sind vielfältig. Früher zur Absicherung von Risiken entwickelt, wurden Derivate zunehmend zu spekulativen Instrumenten. Dieses Missverhältnis gab den Anlass für vermehrte Regulierungsanstrengungen. Banken wie Citibank und Goldman Sachs mussten ihre Praktiken überprüfen, da ihre Derivatebestände die eigenen Assets bei weitem überstiegen.

Nach der Krise reduzierten sich die Handelsvolumen bei OTC-Derivaten von 710 Billionen US-Dollar im Jahr 2013 auf 483 Billionen US-Dollar im Jahr 2016. Trotzdem bleibt das nominale Volumen der OTC-Derivate mehr als zwölfmal höher als das der börsengehandelten Derivate. Eine zuverlässigere Kontrolle und bessere Überwachung durch politische Instanzen und Zentralbanken sind notwendig, um langfristig die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten.

10. Zukünftige Entwicklungen im Derivatbereich

Die Welt der Derivate entwickelt sich stetig weiter und erfährt durch technologische Innovationen und neue Markttrends deutliche Veränderungen. Diese Entwicklungen versprechen eine gesteigerte Effizienz, verbesserte Transparenz und eine Anpassung an sich wandelnde Marktbedingungen.

Technologische Innovationen

Technologische Fortschritte treiben den Derivatehandel voran. Blockchain-Technologie und Smart Contracts sind Beispiele für Innovationen, die Transparenz und Sicherheit erhöhen können. Zudem ermöglichen Algorithmen und künstliche Intelligenz eine präzisere Analyse und Vorhersage von Marktbewegungen, was Marktteilnehmern hilft, fundiertere Entscheidungen zu treffen. Ein bedeutender Teil der Handelstätigkeit wird heute bereits durch elektronische Handelsplattformen abgewickelt, was den Zugang erleichtert und Transaktionskosten senkt.

Neue Markttrends und Herausforderungen

Mit der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten werden auch Derivate zunehmend auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) ausgerichtet. Diese ESG-Derivate sollen Investoren dabei unterstützen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig finanzielle Risiken zu minimieren. Zudem wächst der globale Derivatemarkt rasant: Im Jahr 2016 wurden insgesamt 25 Milliarden Kontrakte gehandelt, wobei Asien 36 % des Handelsvolumens ausmachte.

Auch OTC-Derivate (Over-the-Counter) bleiben ein bedeutender Bestandteil des Marktes, da sie individuell auf die Bedürfnisse der Marktteilnehmer zugeschnitten werden können. Angesichts dieser Entwicklungen ist es entscheidend, Risiken wie Markt- und Kreditrisiken weiterhin genau zu überwachen, um nachhaltige Stabilität im Finanzsystem zu gewährleisten.

Durch die Kombination aus technologischen Innovationen und der Anpassung an neue Markttrends bieten Derivate auch in Zukunft spannende Möglichkeiten, jedoch auch Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie effektiv diese Instrumente genutzt werden können, um den Handel zu revolutionieren und gleichzeitig Risiken im Griff zu behalten.