Als Handwerker steht man oft vor der Entscheidung, ob man den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und eine eigene Firma gründen oder stattdessen einen bestehenden Handwerksbetrieb übernehmen soll. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden müssen. Während beim Kauf einer Handwerksfirma auf ein etabliertes Geschäftsmodell und einen vorhandenen Kundenstamm zurückgegriffen werden kann, bietet die Neugründung die Chance, das Unternehmen nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Vorteile einer Handwerksfirma-Gründung
Die Gründung einer eigenen Handwerksfirma bietet zahlreiche Vorteile gegenüber dem Kauf eines bestehenden Unternehmens. Als Gründer haben Sie die einmalige Chance, Ihre eigenen Ideen zu verwirklichen und Ihre Vision ohne Kompromisse umzusetzen. Dabei profitieren Sie von selbstbestimmtem Arbeiten und voller Entscheidungsfreiheit in allen Bereichen.
Eine Neugründung ermöglicht es Ihnen, das Unternehmen von Grund auf nach Ihren individuellen Vorstellungen aufzubauen und zu gestalten. Sie können Ihre kreativen Ideen einbringen, innovative Konzepte entwickeln und so Ihre Vision eines erfolgreichen Handwerksbetriebs Wirklichkeit werden lassen. Dabei sind Sie nicht an bestehende Strukturen oder Vorgaben gebunden, sondern können flexibel agieren und sich schnell an Veränderungen anpassen.
Als Gründer und Inhaber Ihrer Handwerksfirma genießen Sie volle Entscheidungsfreiheit in sämtlichen Unternehmensbereichen. Von der Wahl des Firmensitzes über die Einstellung von Mitarbeitern bis hin zur Festlegung der Unternehmensstrategie bestimmen Sie eigenständig den Kurs Ihres Betriebs. Dieses selbstbestimmte Arbeiten ermöglicht es Ihnen, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und Ihr Unternehmen optimal auf die Bedürfnisse Ihrer Kunden auszurichten.
Ein weiterer bedeutender Vorteil der Unternehmensgründung im Handwerk liegt im geringeren Kapitalbedarf verglichen mit dem Kauf einer bestehenden Firma. Während beim Erwerb eines Unternehmens der volle Kaufpreis inklusive Goodwill fällig wird, können Sie bei einer Neugründung Ihre finanziellen Mittel gezielter einsetzen. Sie haben die Möglichkeit, schrittweise in den Aufbau Ihres Betriebs zu investieren und so Ihr unternehmerisches Risiko zu minimieren.
Nachteile einer Handwerksfirma-Gründung
Neben den vielen Vorteilen einer Handwerksfirma-Gründung gibt es auch einige Herausforderungen und Risiken, die man als angehender Selbstständiger im Handwerk beachten sollte. Hier sind einige der häufigsten Nachteile, mit denen Gründer konfrontiert werden:
Ein häufiges Problem bei der Gründung eines Handwerksbetriebs ist das fehlende Startkapital. Werkzeuge, Maschinen und Materialien, Handwerker Software für alle Gewerke, Büroausstattung, PC-Anlage und vieles mehr müssen angeschafft werden. Das passende Büro und/oder die passende Betriebsstätte oder Halle müssen erst einmal gefunden werden und auch die laufenden Kosten wie Miete, Versicherungen und Gehälter wollen gedeckt sein. Ohne ausreichende finanzielle Reserven kann die Gründungsphase schnell zur Herausforderung werden. Zudem fehlt es Neugründern oft an Referenzen und einem etablierten Netzwerk, was die Akquise von Kunden erschweren kann.
Eine Handwerksfirma zu gründen bedeutet auch, ein höheres unternehmerisches Risiko einzugehen als beim Kauf eines bestehenden Unternehmens. Man kann nicht auf ein erprobtes Geschäftsmodell zurückgreifen, sondern muss sich erst am Markt beweisen und einen Kundenstamm aufbauen. Gerade in der Anfangsphase kann dies eine große Herausforderung darstellen und erfordert viel Durchhaltevermögen und Risikobereitschaft.
„Die Gründung einer Handwerksfirma ist daher mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden.“ Frank R., Mitarbeiter der IHK.
Als Selbstständiger ist man in alle Bereiche des Unternehmens involviert, von der Buchhaltung über das Marketing bis hin zur eigentlichen handwerklichen Tätigkeit. Gerade in der Aufbauphase sind lange Arbeitszeiten keine Seltenheit, um den Betrieb in Schwung zu bringen. Eine gute Work-Life-Balance zu finden, kann dabei zur Herausforderung werden.
Wer diese Nachteile und Risiken bei der Gründung eines Handwerksbetriebs im Blick hat und sich gut vorbereitet, kann die Herausforderungen der Selbstständigkeit im Handwerk jedoch meistern und langfristig erfolgreich sein.
Vorteile beim Kauf einer Handwerksfirma
Die Übernahme eines bestehenden Handwerksunternehmens bringt viele Vorteile mit sich. Wer einen etablierten Handwerksbetrieb übernimmt, profitiert von einem eingespielten Geschäftsmodell, das sich bereits in der Praxis bewährt hat. Dadurch lässt sich das unternehmerische Risiko besser abschätzen und man kann auf einen vorhandenen Kundenstamm sowie einen gewissen Bekanntheitsgrad zurückgreifen.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Übernahme eines Handwerksunternehmens meist schneller vonstattengeht als eine Neugründung. Betriebsmittel, Personal und Auftragsbücher sind bereits vorhanden, wodurch der neue Inhaber direkt durchstarten kann. Zudem gestaltet sich die Kapitalbeschaffung oft einfacher, da Banken und Investoren eher bereit sind, den Kauf eines bestehenden Unternehmens zu finanzieren als eine risikoreiche Neugründung ohne Erfahrungswerte.
Wer einen Handwerksbetrieb übernimmt, kann außerdem von den bestehenden Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten, Partnern und Kunden profitieren. Das erleichtert den Einstieg in den Markt und ermöglicht es, schnell Fuß zu fassen. Auch das vorhandene Know-how der Mitarbeiter und die etablierten Prozesse innerhalb des Unternehmens können sich als wertvolle Ressourcen erweisen.
„Durch die Übernahme eines Handwerksunternehmens konnte ich von Anfang an auf ein funktionierendes Geschäftsmodell und einen treuen Kundenstamm zurückgreifen. Das hat mir den Start in die Selbstständigkeit enorm erleichtert.“ – Klaus Müller, Inhaber einer Tischlerei
Insgesamt bietet die Übernahme eines bestehenden Handwerksbetriebs eine solide Basis für den Erfolg als selbstständiger Handwerker. Vorausgesetzt, man wählt ein Unternehmen, das gut aufgestellt ist und zum eigenen Erfahrungshorizont passt, kann man die Vorteile nutzen, um schnell durchzustarten und sich am Markt zu etablieren.
Nachteile beim Kauf einer Handwerksfirma
Der Kauf einer bestehenden Handwerksfirma bringt nicht nur Vorteile mit sich, sondern birgt auch einige Risiken und potenzielle Nachteile. Bevor Sie sich für den Unternehmenskauf im Handwerk entscheiden, sollten Sie sich dieser Herausforderungen bewusst sein und sorgfältig abwägen, ob die Übernahme der richtige Schritt für Sie ist.
Hoher Kaufpreis inklusive Firmenwert
Einer der größten Nachteile beim Kauf einer Handwerksfirma ist der oft hohe Kaufpreis. Neben dem materiellen Wert des Unternehmens, wie Betriebsmittel und Immobilien, müssen Sie auch den immateriellen Firmenwert, den sogenannten Goodwill, bezahlen. Dieser Goodwill spiegelt den Ruf, die Marktposition und das Zukunftspotenzial der Firma wider und kann den Kaufpreis erheblich in die Höhe treiben. Die genaue Bewertung des Goodwills ist oft schwierig und birgt das Risiko, dass Sie am Ende mehr bezahlen, als das Unternehmen tatsächlich wert ist.
Ein weiterer Nachteil beim Kauf einer Handwerksfirma ist, dass Sie nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch alle damit verbundenen Probleme und Altlasten übernehmen. Dazu können veraltete Maschinen und Werkzeuge, unzufriedene Mitarbeiter, ausstehende Rechnungen oder rechtliche Streitigkeiten gehören. Diese versteckten Kosten und Risiken können den Erfolg Ihrer Firmenübernahme im Handwerk erheblich beeinträchtigen und zusätzliche finanzielle Belastungen mit sich bringen. Eine gründliche Due Diligence vor dem Kauf ist daher unerlässlich, um böse Überraschungen zu vermeiden und die tatsächlichen Kosten und Risiken des Unternehmenskaufs realistisch einzuschätzen.
Was braucht man für eine erfolgreiche Handwerksfirma-Gründung?
Um einen Handwerksbetrieb erfolgreich zu gründen, müssen angehende Unternehmer einige wichtige Voraussetzungen erfüllen. Neben den fachlichen Qualifikationen spielen auch kaufmännische und persönliche Kompetenzen eine entscheidende Rolle, um als selbstständiger Handwerker langfristig zu bestehen.
Fachkenntnisse und Erfahrung im Handwerk
Eine solide Basis für die Gründung eines Handwerksbetriebs bilden eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung im jeweiligen Gewerk. Nur mit fundiertem Fachwissen und praktischen Fertigkeiten können Handwerker hochwertige Arbeit leisten und die Erwartungen ihrer Kunden erfüllen.
Kaufmännisches Know-how und Marketingkenntnisse
Neben dem handwerklichen Können benötigen selbstständige Handwerker auch betriebswirtschaftliches Wissen, um ihren Betrieb erfolgreich zu führen. Dazu gehören Kenntnisse in der Kalkulation von Angeboten, der Buchhaltung und dem Rechnungswesen. Marketingkompetenzen sind ebenfalls gefragt, um den Handwerksbetrieb bekannt zu machen, Kundenbeziehungen aufzubauen und sich von der Konkurrenz abzuheben.
Eigeninitiative, Durchhaltevermögen und Risikobereitschaft
Zu den Schlüsselkompetenzen selbstständiger Handwerker zählen auch persönliche Eigenschaften wie Eigeninitiative, Durchhaltevermögen und eine gesunde Portion Risikobereitschaft. Gründer müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, selbstständig zu arbeiten und auch in schwierigen Zeiten nicht aufzugeben. Eine positive Einstellung, Flexibilität und der Mut, neue Wege zu gehen, sind ebenfalls wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Handwerksfirma-Gründung.
Worauf ist beim Kauf einer Handwerksfirma zu achten?
Beim Kauf einer Handwerksfirma gilt es, eine sorgfältige Due Diligence Unternehmenskauf durchzuführen. Eine umfassende Checkliste Handwerksbetrieb übernehmen hilft dabei, alle relevanten Punkte zu berücksichtigen und potenzielle Risiken zu minimieren. Zu den wichtigsten Aspekten gehören:
- Gründliche Analyse der Finanzen und Geschäftszahlen
- Prüfung von Verträgen, Rechten und Pflichten
- Bewertung des Kundenstamms und der Marktposition
- Beurteilung der Mitarbeiterstruktur und des Know-hows
- Einschätzung des Investitionsbedarfs und der Wachstumschancen
Eine realistische Bewertung des Firmenwertes (Goodwill) ist ebenfalls entscheidend, um den angemessenen Kaufpreis zu ermitteln. Hier empfiehlt es sich, externe Experten hinzuzuziehen, die über Erfahrung in der Due Diligence Unternehmenskauf verfügen.
„Der Kauf einer Handwerksfirma erfordert eine gründliche Vorbereitung und fachkundige Begleitung, um die Chancen zu nutzen und die Risiken zu beherrschen.“
Neben den harten Fakten sollten auch weiche Faktoren wie die Unternehmenskultur, die Kundenzufriedenheit und das Verhältnis zu Lieferanten in die Übernahme-Checkliste für den Handwerksbetrieb einfließen. Nur wenn alle Aspekte stimmen, kann der Kauf einer Handwerksfirma zum Erfolg führen.
Fazit
Die Entscheidung zwischen der Gründung oder dem Kauf einer Handwerksfirma hängt von den individuellen Voraussetzungen und Zielen ab. Beide Wege zur Selbstständigkeit im Handwerk bergen Chancen und Herausforderungen, die sorgfältig gegeneinander abgewogen werden müssen. Während eine Neugründung mehr Gestaltungsfreiheit und die Umsetzung eigener Ideen ermöglicht, bietet der Kauf eines bestehenden Betriebs den Vorteil einer bereits etablierten Marktposition und eines vorhandenen Kundenstamms.
Unabhängig davon, ob Sie sich für die Gründung oder den Kauf eines Handwerksbetriebs entscheiden, ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Dazu gehören eine umfassende Marktanalyse, die Erstellung eines soliden Businessplans sowie eine ehrliche Selbsteinschätzung hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten und Ressourcen. Auch die Inanspruchnahme professioneller Beratung, beispielsweise durch Steuerberater oder Rechtsanwälte, kann wertvolle Unterstützung bei der Entscheidungsfindung und Umsetzung bieten.