Die Geschichte des Schnupfpulvers

kai

Schnupftabak

Schon immer haben sich die Menschen gerne berauscht, die bekannteste Form davon ist sicherlich das Rauchen von Tabak, welches bereits seit tausenden von Jahren praktiziert wird. Aber auch das Schnupfen diverser Substanzen hat eine lange Tradition, auch wenn es heute nicht mehr so populär ist wie zu früheren Zeiten.

Schnupfpulver – die meisten Menschen setzen diesen Begriff mit dem deutlich bekannteren Schnupftabak gleich, was jedoch falsch ist. Schauen wir uns die Unterschiede doch einmal etwas genauer an und ergründen dann, wo das Schnupfpulver überhaupt herkommt.

Der Unterschied zwischen Schnupftabak und Schnupfpulver

Schnupfpulver ist nicht gleich Schnupftabak, sie unterscheiden sich vor allem in ihren Inhaltsstoffen, aber auch in der Wirkung und dem kulturellen Hintergrund. Schnupftabak ist ein pulverisierter Tabak, der speziell zum Schnupfen durch die Nase hergestellt wird. Er enthält gemahlenen Tabak, Nikotin sowie Aromastoffe wie Menthol oder andere ätherische Öle. Aufgrund des enthaltenen Nikotins wirkt er stimulierend – die Wirkung tritt schnell ein, da das Nikotin über die Nasenschleimhäute aufgenommen wird. Schnupftabak wird vor allem in Europa, insbesondere in Bayern oder Österreich, traditionell als Genussmittel verwendet.

Schnupfpulver hingegen ist ein pulverförmiges Produkt, das nicht zwangsläufig Tabak oder Nikotin enthält. Es kann aus verschiedenen pflanzlichen oder chemischen Substanzen bestehen, die je nach Verwendungszweck verschiedenartige Wirkungen haben können. Bekannt ist beispielsweise Schnupfpulver auf Basis von Dextrose, also Traubenzucker.

Schnupfpulver wird traditionell auch in der alternativen Medizin und in verschiedenen Kulturen bei rituellen und/oder spirituellen Anwendungen eingesetzt. Anders als Schnupftabak dient es in der Regel nicht dem Genuss, sondern eher therapeutischen, kosmetischen und kulturellen Zwecken. Während Schnupftabak also ein klassisches Genussmittel mit tabaktypischer Wirkung ist, steht Schnupfpulver für eine breitere Auswahl an Verwendungszwecken, in der Regel ohne Zusammenhang mit Nikotin.

Siehe auch  Seit wann gibt es Schmuck? Eine kleine Reise durch die Zeit

Geschichte des Schnupfpulvers

Neben dem erwähnten Rauchen gehört Schnupfen zu den ältesten menschlichen Methoden, bestimmte Stoffe in den Körper aufzunehmen. Schon zu Urzeiten begannen die Menschen damit, tierische und insbesondere pflanzliche Substanzen unter Zuhilfenahme von Steinen oder anderen Werkzeugen fein zu zermahlen, um sie anschließend über die Nase aufzunehmen.

Diese Methode der Aufnahme bietet gegenüber anderen wie Rauchen, Essen oder Trinken den Vorteil, dass die gewählte Substanz über die Nasenschleimhäute besonders schnell aufgenommen wird. Teilweise dauert es nur wenige Sekunden, bis die gewünschte Wirkung eintritt.

Yopo – das ursprüngliche Schnupfpulver

Das sogenannte Yopo bzw. die Verwendung der gleichnamigen Pflanze gehören zu den ältesten Anwendungen im Bereich des Schnupfpulvers. Yopo steht hier für den botanischen Namen „Anadenanthera Peregrina“, die komplette Pflanze beinhaltet den Hauptwirkstoff Dimethyltryptamin. Hierbei handelt es sich um einen körpereigenen Botenstoff, deshalb wird er rasch in der Leber gefiltert und ist somit nicht über die Digestion aktiv. Nasal aufgenommen oder über die Atemwege inhaliert wirkt der Stoff hingegen heftig bewusstseinsverändernd, die „Reise“ hält jedoch nur ungefähr 30 Minuten an.

Die Verwendung von Yopo als Schnupfpulver geht vor allem auf die Indianer in Mittel- und Südamerika zurück. Sie trockneten die Anadenanthera Peregrina Samen und zerstampften sie dann zu einem feinen Pulver. Das Pulver wurde dann mit Schneckenkalk oder Tabakasche gemischt und durch die Nase gezogen. Teilweise wurden die Samen aber auch grob zerstoßen und mit Tabak gemischt geraucht.

Der Rausch wurde traditionell als Mittel angewandt, um Kontakt mit den Spirituellen aufzunehmen. In einigen Stämmen war dieses Ritual nötig, um als vollwertiges Mitglied angesehen zu werden. Moderne wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen sogar, dass es direkt vor dem natürlichen Tod eines Menschen zu einer starken Anhäufung von DMT unterhalb der Lunge kommt. Die entsprechenden Nahtoderfahrungen stimmen im Großen und Ganzen mit dem Rausch von Dimethyltryptamin überein. Die Gefühle wechseln zwischen Angst und Ekstase, die Auffassung der Zeit ist extrem verändert, Augenblicke können wie Minuten wirken und umgekehrt. Viele Konsumenten haben das Gefühl, die Seele trennt sich vom Körper. Oft sieht man hierbei den eigenen Körper von oben, viele berichten zudem von dem Empfinden, von Geistern umgeben zu sein.

Siehe auch  Was hilft gegen Durchfall? » Die besten Tipps und Hausmittel

Weiterentwicklung des Schnupfpulvers

Heute wird Schnupfpulver – zumindest in den modernen westlichen Kulturen – nicht mehr als Droge, sondern zum reinen Genuss angewandt. Anders als der traditionell nikotinhaltige Schnupftabak, der vor allem ein Genussmittel ist, wird Schnupfpulver oft gezielt für bestimmte Zwecke eingesetzt. In einigen Regionen dient das Pulver aber immer noch medizinischen, kulturellen und/oder rituellen Zwecken.

Ein häufiges Einsatzgebiet für Schnupfpulver ist die alternative Medizin bzw. die Naturheilkunde. Hier werden speziell hergestellte Pulver mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, beispielsweise Menthol, Kamille oder Eukalyptus, genutzt, um die Atemwege zu befreien, insbesondere bei Erkältungen oder Allergien. Derartige Pulver wirken schleimlösend und erfrischend, sie werden meist als frei verkäufliche Produkte in Apotheken, Drogerien und Supermärkten angeboten.

Nach bestimmten spirituellen oder rituellen Traditionen, beispielsweise aus Südamerika, wird Schnupfpulver wie Rapé (ein Pulver aus pulverisierten Pflanzen, teilweise mit Tabak vermischt) für meditative oder schamanistische Praktiken verwendet. Es dient dabei der Zentrierung, der Reinigung von Geist und Körper und der spirituellen Verbindung. Die Einnahme dieses Schnupfpulvers ist oft mit besonderen Zeremonien verbunden.

Bei uns besonders bekannt sind kosmetische Schnupfpulver und ähnliche Lifestyle-Produkte, die etwa zur Erfrischung, zur Beruhigung der Sinne oder als Ersatz für tabakhaltige Schnupfprodukte entwickelt wurden. Manche dieser Produkte enthalten Kräuter oder ätherische Öle, andere nutzen Menthol oder ähnliche Substanzen, um die Nase bzw. den ganzen Körper zu erfrischen. Zudem gibt es Produkte, die mit dem Slogan „Energy Sniff“ vermarktet werden und – ähnlich wie die bekannten Energy-Drinks – einen aufputschenden Effekt besitzen sollen. Derartige Schnupfpulver enthalten unter anderem Koffein oder Guarana.

Gibt es Risiken bei der Verwendung von Schnupfpulver?

Auch die regelmäßige Einnahme von Schnupfpulver ist grundsätzlich nicht ohne Risiken, diese fallen jedoch deutlich geringer aus als bei Schnupftabak oder gar dem Rauchen von Tabak. Als Risiko ist zunächst ein gewisser Gewöhnungseffekt und in der Folge eine Sucht zu erwähnen. Zwar handelt es sich hier nicht um eine körperliche Sucht, da bei uns erhältliches Schnupfpulver in der Regel keine suchterregenden Substanzen enthält, er kann sich aber eine psychische Abhängigkeit ergeben.

Siehe auch  Wie viel wiegt ein Auto » Alles, was du darüber wissen musst

Weiterhin ist aus einigen Studien ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen im Bereich der Mund-Nasenhöhle hervorgegangen – hier herrscht allerdings noch Unklarheit, da andere Studien wiederum keine Verbindung zwischen Schnupfpulver und Krebserkrankungen sehen.

Und schließlich kann sich durch den hohen Zuckergehalt in modernen Schnupfpulvern, die oft auf Dextrose basieren, ein erhöhtes Risiko für eine Diabetes-Erkrankung ergeben. Daher sollten Schnupfpulver immer nur in Maßen eingenommen werden.